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Pressemitteilung

Nachhaltigkeit vor Einzelinteressen – Massive Eingriffe am Fellhorn kritisch hinterfragen

Die Ökologisch-Demokratische Partei Oberallgäu-Kempten (ÖDP OA-KE ) warnt vor einer gefährlichen Summierung der aktuell und künftig geplanten Eingriffe am Fellhorn. Während die öffentliche Diskussion sich zunehmend auf den vermeintlichen „3.Modernisierungsgesetzt“ der Bayerischen Staatsregierung verengt, weist die ÖDP darauf hin, dass allein die Gesamtschau aller Maßnahmen entscheidend ist: sechs Pistenkorrekturen, der faktische Neubau einer Bergbahn im Scheidtobel sowie perspektivisch der Bau eines 170-Millionen-Liter-Beschneiungsbeckens im Raum der Waldbirkenmaus.

Foto: Lucia Fischer

Diese Eingriffe dienen ausschließlich einem wintertouristischen Betriebsmodell – einem kleinen, wirtschaftlich wenig prosperierenden Sektor, der unter den Bedingungen des Klimawandels weiter an Stabilität verliert. Besonders alarmierend ist die ökologische Situation am Fellhorn. Seit Jahrzehnten wird in dieses hochalpine, bundesweit einmalige Ökosystem eingegriffen. Die Biodiversität dieses Naturraums ist außergewöhnlich hoch, zugleich aber extrem verletzlich. Michael Hofer, Kreisvorsitzender der ÖDP OA-KE,  warnt: „Das Ökosystem befindet sich inzwischen an einer kritischen Belastungsgrenze. Weitere massive Eingriffe und intensivere Nutzung im Winter erhöhen das Risiko eines ökologischen Kollapses deutlich. Selbst vergleichsweise geringe Flächenverluste können – aufgrund der Seltenheit dieser Lebensräume – bundesweit erhebliche Auswirkungen auf einzelne Arten haben“.

Gerade im hochalpinen Raum führt jeder zusätzliche Eingriff zu einer empfindlichen Störung des ohnehin knappen Wasserhaushalts, da die flachgründigen Böden nur geringe Wasserspeicher besitzen und unter den Bedingungen des Klimawandels noch schneller austrocknen. Dies gefährdet nicht nur die dort wachsenden, überwiegend flachwurzelnden Pflanzen, sondern auch die Moor- und Feuchtlebensräume sowie die Tierarten, die auf diese sensiblen Feuchträume zwingend angewiesen sind.

Eine Erhöhung der Beförderungskapazitäten bedeutet zwangsläufig, dass mehr Gäste auf den Berg gelangen – ohne ein tragfähiges ÖPNV-Konzept führt dies jedoch unmittelbar zu mehr Individualverkehr. Da die Fellhornbahn weder mit der Marktgemeinde Oberstdorf noch mit dem Landkreis ein entsprechendes Nahverkehrsangebot entwickelt hat, würden die zusätzlichen Besucher überwiegend mit dem Auto anreisen – mit allen bekannten Belastungen für Klima, Verkehr und Anwohner.

Die ÖDP fordert deshalb eine ernsthafte, sachliche und umfassende Bewertung der ökologischen und finanziellen Gesamtrisiken. Eine echte Modernisierung kann nicht darin bestehen, ein System immer weiter auszubauen, das ökonomisch wie ökologisch an seine Grenzen stößt. Notwendig ist vielmehr eine politische Prioritätensetzung, die langfristige Gemeinwohlinteressen – etwa Investitionen in Bildung, Gesundheit und Pflege – vor kurzfristige Einzelinteressen stellt.

Eine kritische Bewertung durch Umweltverbände und Fachorganisationen ist dabei kein Störfaktor, sondern zentraler Bestandteil demokratischer Debattenkultur. Die ÖDP ruft daher zu einer offenen, faktenbasierten und respektvollen Auseinandersetzung auf.

 

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